Brüssel, -5. April 2018 – Obwohl sich der Geräuschpegel im öffentlichen Personen-Nahverkehr innerhalb der empfohlenen Sicherheitsgrenze für Lärm befindet, sind Pendler Lärm-Spitzenbelastungen ausgesetzt, die lärmbedingte Schwerhörigkeit begünstigen können. Diese Folgewirkung hat eine kanadische Studie bewiesen.
Lärmpegel im Verkehr
Ziel der Studie war es, folgende Frage zu beantworten: Wie schaden unterschiedliche Lärmpegel im öffentlichen Personen-Nahverkehr der Gesundheit der Pendler? Dazu wurden die durchschnittlichen LärmPegel gemessen, denen Pendler beim Warten an Bahnsteigen, Bus- und Straßenbahn-Stationen oder auf der Radtour oder dem Fußweg zwischen Zuhause, U-Bahn und Arbeitsplatz ausgesetzt sind. Die Studie konnte beweisen, daß Radfahrer im Vergleich zu Fußgängern oder Personen im motorisierten Individualverkehr einer höheren LärmBelastung ausgesetzt sind. Die Messungen die in der U-Bahn durchgeführt wurden zeigten, daß Pendler, die sich auf den Bahnsteigen befinden, einer höheren LärmBelastung ausgesetzt sind als Pendler, die sich innerhalb der Waggons aufhalten. Darüber hinaus ist der LärmPegel an Bahnsteigen höher als der GeräuschPegel im motorisierten Individualverkehr.
Anhand des Vergleichs von Verkehrsteilnehmern im öffentlichen Personen-Nahverkehr und im motorisierten Individualverkehr, konnte die Studie Folgendes festhalten: Die höchste Lärmbelastung im öffentlichen Personen-Nahverkehr besteht an Bushaltestellen, während die Lärmbelastung im Individualverkehr beim Radfahren am höchsten ist.
Lärm-Spitzenbelastung ist gesundheitsschädlich
Die Studie beschrieb die LärmBelastung beim Transport als kurzwahrigen und extrem lauten Krach, der durch Impuls-Geräusche verursacht wird. Laut der amerikanischen Umweltschutz-Behörde (Environmental Protection Agency, kurz: EPA) gilt Folgendes: Wird das Gehör für mehr als vier Sekunden einem Lärmpegel von 114 Dezibel oder für nur eine Sekunde einer Lautstärke von 120 Dezibel ungeschützt ausgesetzt, besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer lärmbedingten Schwerhörigkeit. Die Lärm-Spitzenbelastung im öffentlichen Personen-Nahverkehr überschreitet diese Grenzwerte, und ist damit genauso schädlich wie eine fortwährende Belastung mit leiseren Geräuschen.
“Der durchschnittliche Geräuschpegel ist eigentlich recht akzeptabel. Besorgniserregend sind jedoch die Spitzenbelastungen, welchen die Verkehrs-Teilnehmer ausgesetzt sind.”, sagt Dr. Vincent Lin, der als Forscher an der Studie beteiligt war und als Dozent im Fachbereich für Oto- und Laryngo-logie (Hals-Nasen-Ohren – Heilkunde) an der Universitet zu Toronto in Kanada arbeitet.
Die in der U-Bahn durchgeführten Messungen zeigten, daß bei 20 Prozent der registrierten SchallEreignisse eine Lärm-Spitzenbelastung von mehr als 114 Dezibel auftrat. Die von der EPA festgelegten Grenzwerte für Lärm wurden hier also deutlich überschritten. Bei bis zu 85 Prozent der an Bushaltestellen vorgenommenen Messungen überschritten die Schallereignisse darüber hinaus den Grenzwert von 120 Dezibel mit 54 Prozent. Aufgrund der Registrierung dieser extremen Lärmbelastungen konnte die Studie beweisen, daß Pendler im öffentlichen Personen-Nahverkehr einem größeren Risiko für lärmbedingte Schwerhörigkeit ausgesetzt sind.
Über die Studie
Die Studie wurde in der kanadischen Stadt Toronto im Zeitraum von April bis August 2016 durchgeführt. Sie umfasste den öffentlichen Personen-Nahverkehr (Bus-, U-Bahn- und Straßenbahn-Verkehr) und Individualverkehr (Pkw-, Rad- und Fuß-Verkehr) in der Stadt. Die Geräuschpegel wurden mit SchallDosimetern gemessen, welche Pendler bei der Verkehrsteilnahme an ihren Hemdenkragen trugen. Alle Messungen wurden an Werktagen zwischen sieben und neunzehn Uhr in Fahrzeugen und an Bahnsteigen durchgeführt. Insgesamt wurden 210 Messungen vorgenommen und mit den von der EPA empfohlenen Grenzwerten verglichen. Durch Einstufung der registrierten Schallereignisse auf einer Dezibelskala sollte herausgefunden werden, wie gesundheits-schädlich der LärmPegel im Straßenverkehr eigentlich ist.
Die Studie “Noise exposure while commuting in Toronto – a study of personal and public transportation in Toronto” wurde in der Fachzeitschrift Journal of Otolaryngology – Head & Neck Surgery im November 2017 veröffentlicht.
Quelle: www.ncbi.nlm.nih.gov und Journal of Otolaryngology – Head & Neck Surgery